Bonita Grupp gewährt einen Blick hinter die TRIGEMA-Kulissen
Blaupausen, als Zukunftskonzept für den Einzelhandel, gibt es so nicht mehr. Das war die Aussage von Stefan Genth, dem Hauptgeschäftsführer des Handelsverbandes Deutschland, im Interview mit Kekst CNC. Die Branche steht vor immensen Herausforderungen und anders als früher, fehlt ein Masterplan. Oder gibt es diesen vielleicht doch?
Mit welchen Ansätzen, Maßnahmen-Katalogen und Ideen gehen Familienunternehmen im Handel erfolgreich in die Zukunft? Ein Blick hinter die Kulissen eines Traditionsunternehmens.
Entwicklung und Anpassung in sich wandelnden Zeiten sind bei TRIGEMA seit mittlerweile einem Jahrhundert ein Prozess, der nicht endet. Agilität ist ein Teil der DNA.
Einst gestartet als Hersteller für Herrenunterwäsche, ist TRIGEMA heute, mit seinem CEO Wolfgang Grupp, ein Unternehmen mit einer breiten Produktpalette – und über 40 Filialen.
Trigema bezeichnet sich seit jeher als Innovator. Die Fähigkeit, unmittelbar auf Veränderungen und neue Herausforderungen zu reagieren, zeigte sich auch zu Beginn der Corona-Pandemie. „Wir haben innerhalb von 48 Stunden 80 % unserer Produktion auf die Herstellung von Masken gestellt“, erinnert sich Bonita Grupp, Tochter des Firmenchefs im Gespräch mit Kekst CNC. Statt T-Shirts und Hosen wurden nun Masken in großer Stückzahl gefertigt. Natürlich hat man nie ganz auf das herkömmliche Geschäft verzichtet, aber die Anpassungsfähigkeit hat in einer der schwersten Krisen geholfen, existenzbedrohende Zeiten für die gesamte Branche gut zu überstehen.
"Wir haben innerhalb von 48 Stunden 80 % unserer Produktion auf die Herstellung von Masken gestellt."
Großer Pluspunkt: die „Made in Germany“ Strategie
TRIGEMA vereint eine „Wertschöpfung von rund 78%“ innerhalb des Unternehmens“, erklärt Bonita Grupp weiter. Mit dieser umfassenden Kontrolle und Flexibilität, in einer 4-stufigen Produktion – vom Garn bis zum Fertigprodukt – kann die Konzernführung schnell reagieren und ist weniger abhängig von Lieferengpässen und anderen externen Faktoren.
Dass TRIGEMA mit dieser Strategie so erfolgreich ist, hat auch mit der schnellen und transparenten Kommunikation innerhalb des Unternehmens zu tun. Das zeigt z.B. TRIGEMAs Botschaft an die Mitarbeiter zu Beginn der Pandemie. Inhalt dieser persönlichen Kommunikation: Die Ärmel noch ein wenig höher krempeln und gemeinsam die Krise bewältigen. „Auch wenn knapp 50 % des Umsatzes auf einen Schlag weg waren, haben wir gesagt: Wir bekommen das schon irgendwie hin. Wir waren alle sehr flexibel, viele aus der Verwaltung haben auch nach 17 Uhr in der Produktion mitgeholfen, oftmals auch am Wochenende“, erzählt Bonita Grupp. An einem Strang ziehen, gemeinsam einen Unterschied machen. Für die Stimmung und Motivation im Unternehmen eine wertvolle Erfahrung.
"Auch wenn knapp 50 % des Umsatzes auf einen Schlag weg waren, haben wir gesagt: Wir bekommen das schon irgendwie hin."
Ein Fokus auf Nachhaltigkeit – kommunikativ und inhaltlich
Am Puls einer Entwicklung zu sein, bereits zu handeln, während andere noch diskutieren, transparent zu sein – all das gehört zur gelebten TRIGEMA Firmen-Philosophie. Das spiegelt sich z.B. auch in der Kollektion „TRIGEMA Change" wider, welche zu 100% aus nachhaltiger Biobaumwolle besteht und kompostierbar ist. Auf verschiedenen Plattformen gewährt das Unternehmen Einblicke in die Produktionsabläufe und schafft es so, sich von anderen Herstellern abzusetzen. Dabei geht es nicht nur um das Produkt selbst, sondern auch um die Menschen dahinter. Personifizierte Beiträge über die Hersteller eines Bekleidungsstückes kommen bei den Kunden besonders positiv an. So wird Produkten ein Gesicht gegeben, das hilft bei der Identifikation mit der Marke. Ein T-Shirt ist nicht mehr nur ein T-Shirt. Es ist ein T-Shirt, genäht in Burladingen.
Fachkräftemangel innovativ anpacken
Auch TRIGEMA sieht sich, wie viele andere Unternehmen, mit dem Problem der schwindenden Fachkräfte konfrontiert. Vor allem mit Blick in die Zukunft, da viele langjährige Mitarbeiter in den Ruhestand gehen. „Wir stehen zu unseren Arbeitsplätzen hier in Deutschland. Mein Vater hat immer betont, dass wir uns zum Standort Deutschland bekennen und die Arbeitsplätze sichern möchten", so Bonita Grupp. Um dem jetzt schon entgegenzuwirken, setzt das Unternehmen kontinuierlich auf Nachwuchsförderung – dazu gehört auch, Menschen einzustellen, die auf dem ersten Arbeitsmarkt kaum eine Chance hätten.
Man muss als Arbeitgeber auf die Menschen zugehen – und das auf neuen und alten Kanälen, wie z.B. Tik Tok oder Instagram.
In der Familie Grupp hat man erkannt, dass man nicht mehr darauf warten kann, bis ein Bewerber ans Tor kommt und klingelt. Man muss als Arbeitgeber auf die Menschen zugehen muss – und das auf neuen und alten Kanälen, wie z.B. Tik Tok oder Instagram. Bei TRIGEMA wird versucht, in 40 Sprachen zu kommunizieren, zu integrieren, flexible Lösungen zu finden, für die, die diese benötigen. Es geht darum selbst aus- und weiterzubilden. Denn bei TRIGEMA hat man nicht erst heute erkannt, dass Mitarbeiter für ein Unternehmen überlebenswichtig sind.
Fazit
In seiner sich schnell wandelnden, komplexen Welt muss Agilität also ein Teil der DNA eines Unternehmens werden – das gilt ebenfalls für den Baustein Kommunikation. Dazu gehört die interne Kommunikation mit den Mitarbeitenden ebenso wie die externe Kommunikation. So können neue Talente gewonnen oder Nachhaltigkeit authentisch kommuniziert werden.