Wie schaffen wir eine erfolgreiche Transformation? Diese Frage stellt sich aktuell der Handel. Eine einfache Antwort auf diese Frage gibt es für den Hauptgeschäftsführer des Handelsverbandes Deutschland (HDE), Stefan Genth, nicht.
Jedes Handelsunternehmen muss seinen eigenen Weg in die Zukunft gehen und diesen gemeinsam mit seiner Kundschaft gestalten
Es geht nicht mehr darum, den Status Quo zu sichern. Genths Appell geht an die Führungskräfte: „Wichtig ist, das eigene Unternehmen in Bewegung zu halten und Herausforderungen anzunehmen.“ Widerstandsfähigkeit sei der zentrale Erfolgsfaktor. Besonders die Handelsunternehmen, deren Management individuelle Krisenbewältigungsstrategien entwickelt hätten, seien heute widerstandsfähiger.
Daher ist es für Unternehmen und deren Kommunikationsabteilungen gerade in Zeiten des Umbruchs entscheidend, sich von Mitbewerbern abzugrenzen, das Alleinstellungsmerkmal herauszuarbeiten und Kundenvertrauen aufzubauen. Dabei kann ein stark positioniertes Führungsteam helfen – unsere in Q4/2022 durchgeführte Kekst CNC Studie zeigt auf, dass die Hälfte der Verbraucher lieber dort einkauft, wo sie ein Gesicht zum Unternehmen haben. Das gilt für alle Altersgruppen – bei den bis 60-Jährigen ist dieses Verhalten sogar noch ausgeprägter.
Jetzt sei die Zeit, nachhaltige Lösungen zu finden, so der Chef des Handelsverbands. Das gelte auch für den gegenwärtigen Arbeits- und Fachkräftemangel. Mit 3,1 Millionen Mitarbeitern sei die Branche die drittgrößte deutsche Wirtschaftskraft, einer der größten Arbeitgeber und Ausbilder. Über die Krisen der vergangenen Jahre hinweg habe die Branche ihr Stellenangebot zwar weiter ausgebaut, aber nicht alle Arbeitsplätze besetzen können.
Trotz der Vielfalt an unterschiedlichen Jobs innerhalb des Einzelhandels wird es immer schwieriger, Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zu finden
Die große Herausforderung liegt darin, Fach- und Arbeitskräfte zu halten, neues Personal zu gewinnen und den Nachwuchs für eine Beschäftigung im Handel zu begeistern.
Lösungsmöglichkeiten gibt es. Zentraler Begriff: Employer Branding. Unternehmen müssen es leisten, dass sich Mitarbeiter wieder mit ihrem Arbeitgeber identifizieren und selbst für die Marke stehen. Dafür müssen Führungskräften die Grundlage schaffen. Vorbild sein ist hier der zentrale Begriff und je mehr Vorbilder ein Unternehmen hat umso stärker wird der Nachwuchs: Frauen brauchen weibliche Vorbilder und unsere Studie hat gezeigt, dass fast 50% der Befragten sagten, dass mehr Frauen in Führungspositionen dem Einzelhandel helfen würden, erfolgreicher durch die aktuelle Krise zu kommen. Diese Einschätzung zieht sich durch alle Altersklassen.
Wichtigstes Vehikel in dieser herausfordernden Zeit: eine durchdachte und gezielte Kommunikationsstrategie – im Fokus z.B. Unternehmenskultur, Visionen für die Zukunft und Weiterentwicklungsmöglichkeiten.
Hinterfragen und Anpassen
Der Einzelhandel der Zukunft werde sich durch seine Vielfalt auszeichnen: „Künftig werden die Vertriebskanäle stationär und online immer weiter zusammenwachsen und ganz neue Einkaufserlebnisse entstehen lassen“, prognostiziert Genth.
„Wir sehen schon heute, dass neue digitale Technologien am Point of Sale angekommen sind und sich viele stationäre Handelsbetriebe eine zusätzliche Online-Präsenz aufgebaut haben. Die Digitalisierung wird die Branche weiterhin prägen.“ Heute liegen die Umsätze dort rund 40 Prozent über dem Vor-Corona-Niveau von 2019.
„Dennoch“, so ist sich Genth sicher, „wird der Einzelhandel seine vielen Gesichter behalten.“
Heißt: Transformation ja, den Weg hin zu einer erfolgreichen Zukunft muss jeder für sich individuell finden und gestalten – wer es schafft, diese Veränderungen an Kunden, Investoren und die eigenen Mitarbeiter zu kommunizieren, sie mitzunehmen auf dem Weg, schafft sich einen enormen Wettbewerbsvorteil und festigt seine Marke auf Dauer.